Genuss der wilden Berge in den Cevennen und wo sind die Jungs?

Für heute verspricht Tour-Profi und -Planer Werner eine landschaftlich wunderschöne Tour, die weniger anstrengend als gestern ist. Die Tagesetappe von 118 km startet in Saugues bei 970 Höhenmetern und endet in Les Vans auf 187 Höhenmetern. Es gibt diesmal also weniger lange Aufstiege, dafür eine längere Abfahrt mit traumhaftem Ausblick in das einzigartige Naturschauspiel der Cevennen.  

Die drei jungen Musketiere im Tief

Beim Morgenappell hält sich die Begeisterung der Jugend trotz der versprochenen schönen Aussichten in Grenzen. Caspar und Konstantin sind gestern weit über ihre Grenzen hinausgegangen. Caspar hat die letzte steile Bergetappe besonders ehrgeizig sogar als erster im hohen Tempo bezwungen und dadurch vielleicht auch seinen jüngere Bruder Konstantin, der zum ersten Mal eine solche Extrem-Tour radelt, angetrieben.

Die andauernde extreme Hitze, die tagelange hohe körperliche Anstrengung und die vielen technischen Probleme haben die Beiden total erschöpft. Und so richten die beiden ihren Unmut auf Paul. Der älteste Bruder kann seit Tagen, wegen seines verletzten Knies, nicht Rennrad fahren. Wenn man so richtig am Ende ist, dann erscheint es einem äußerst ungerecht, wenn der große Bruder es sich vermeintlich bei Klaus im Tourvan gemütlich macht. 

Mit dem Alter kommt die Weisheit, so erkennen Papa Karsten und Opa Werner schnell, die Jungs brauchen eine Pause. Und deshalb machen sich heute nur drei Rennradfahrer auf den Weg. 

Das endgültige AUS für Paul

Während seine Brüder völlig platt sind, ist Paul völlig frustriert. Nach seiner Tennisverletzung hatte sein Arzt ihm dringend empfohlen, das Knie zu schonen. Die Teilnahme an der Charity Tour 2023 war für Paul so wichtig, dass er die Kniebeschwerden ausblendete. Anders als vielleicht vermutet, ging es Paul dabei nicht darum, sich zu beweisen, oder außergewöhnliche Berge zu bezwingen. Für ihn geht es um die intensive Gemeinschaft und das gemeinsame Ziel. Seine schönsten Erlebnisse waren die Momente, wenn alle in ihrem eigenen Tempo nacheinander den Berg meisterten und die Ersten, die bereits am Gipfel standen, auch noch den Letzten anfeuerten. Das gemeinsame Ziel, Rennrad fahren für einen guten Zweck, die viele positive Resonanz und das überwältigende Spendenergebnis wirken in ihm bis heute nach. 

Heute hat sich die Befürchtung im Telefonat endgültig bestätigt. Pauls Arzt rät ihm dringend davon ab, weitere Etappen zu fahren. Natürlich hatten wir schon so eine Vorahnung und nach ein paar knieschonenden Alternativen für Paul gesucht:

Reiten wäre eine Möglichkeit, allerdings hegt Klaus hier arge Bedenken, so ein Pferd bekommt, er selbst mit seiner Tetristechnik nicht unter. Da erscheint die Lösung der jungen Dame, die quer durch Frankreich mit Rad inklusive eines Wohnanhängers reist, deutlich besser. In so einem Fahrradwohnwagen, könnte Paul dann mitreisen. Leider fand sich im Team niemand, der gerne so einen Anhänger samt Paul ziehen möchte. 

So ein Charity Team gibt trotzdem nicht auf und findet stattdessen neue Aufgaben für Paul. Ab sofort wird Paul zum Jugendbeauftragten, der seine Brüder coacht, motiviert und ein wenig verwöhnt - so eine kleine Wadenmassage zwischendurch oder am Abend wäre sicherlich willkommen. Damit ist es jedoch noch nicht getan.

In den letzten Tagen hat sich die Zusammenarbeit mit Klaus bereits bestens bewährt. Seit Paul dem "Logistik-Chef" assistiert, kommt z.B. der Tourvan deutlich schneller beim Charity Team an. Paul, der Mann für die Technik, beherrscht nicht nur die Drohne sondern auch das Handy mit der magischen Funktion "Live-Standort". 

Also Paul, wir fassen noch einmal zusammen: Jugendbeauftragter, Assistent Logistik, Technikmeister, Drohnen-Film-Master - alles garantiert knieschonend dafür herausfordernd. 

Die drei älteren Musketiere auf Tour

Was sind wir froh, dass die älteren Rennradfahrer unbeeindruckt von der gestrigen harten Etappe und den Problemen der Jugend souverän ihre Tour in die Cevennen antreten. 

Schon der frühe Morgen strahlt Zuversicht und Ruhe aus:. 

Die Cevennen sind der südöstlichste Teil des französischen Zentralmassivs und liegen in den Départements Ardèche, Aveyron, Gard und Lozère. Der Mont Lozère ist mit 1.699 m der höchste Berg der Cevennen. Der 1970 gegründete Nationalpark der Cevennen umfasst 321 Tsd. Hektar und wurde 1985 von der UNESCO zum Biosphärenreservat und 2011 zum Weltnaturerbe erklärt. Sieben große Flussadern durchziehen die raue Berglandschaft und formten die beeindruckenden Schluchten.

Es handelt sich um eine alte und geschichtsträchtige Kulturlandschaft, jahrhundertelang geprägt vom Anbau der Esskastanie, der Seidenraupenzucht, der Wanderschäferei und dem Bergbau. Heute leben die wenigen verbliebenen Einwohner von der Landwirtschaft und vom Tourismus, der allerdings noch kein Massenphänomen ist.

Diese atemberaubenden Naturphänomene scheinen von den Strapazen, des steilen bergauf Strampeln auf 1150 m, stark abzulenken, wie sonst lässt sich die entspannte Freude unserer drei Musketiere erklären?

Und Ihr werdet es nicht glauben, einen ganzen Tag lang berichtet das Charity Team von keiner einzigen klitzekleinen Panne. Dafür bekommen wir die allerschönsten Bilder einer Naturlandschaft, die geprägt ist von schroffen Gipfeln, tiefen Tälern und Schluchten, grünen Wiesen und ausgedehnten Wäldern.

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Auch das sei mal erwähnt: Da das Team jeden Tag frische Radkleidung braucht, freuen sie sich heute auf das Hotel in Les Vans, das über einen Waschsalon verfügt, d.h. heute endet der Tag ausnahmsweise ohne Handwäsche. 

Gerlinde Müller